Familienverband NAHODYL
Familienverband NAHODYL

 

 


Die sagenhafte Vorzeit

Der Historiker Cosmas von Prag schrieb um 1125 seine Chronica Boemorum (Chronik Böhmens) und erzählt darin in Buch 1, Kapitel 3f  über die Urzeit in Böhmen. Hier kommen die ersten Vorfahren unseres Geschlechtes vor. Wir befinden uns im 8. Jh. Nach einer Schilderung der friedlichen Heidenzeit erwähnt Cosmas die immer häufiger werdenden Übel, und führt aus:

>Später dann traf man sich ohne Beamte und Vorladung freiwillig bei dem, den Verhalten und Besitz als herausragenste Persönlichkeit des Bezirkes auswiesen, und verhandelte in völlig zwangloser Atmosphäre über Streitfälle und erlittene Ungerechtigkeiten. Unter diesen Persönlichkeiten befand sich ein Mann namens Crocco (Krok), dessen Namen die Burg trägt, die noch im Wald an der Grenze zum Bezirk Stibrcne auszumachen ist. Er war ein für seine Zeit unermeßlich reicher Mann mit scharfsinnigem Urteilsvermögen, bei dem nicht nur die Menschen seines Bezirkes zusammenkamen, sondern Bewohner der ganzen Provinz wie die Bienen im Bienenhaus, um Rechtsfälle entscheiden zu lassen. Dieser überragende Mann hatte aber keine Söhne, sondern drei Töchter, die eine Intelligenz besaßen, wie sie von Natur sonst nur Männern gegeben wird.

Die älteste von ihnen hieß Kazi (Kassa). Sie war in der Pflanzen- und Zauberkunde weder der Medea von Kolchis noch in der Heilkunst dem Päonius unterlegen, denn es gelang ihr ziemlich oft, die Parzen (Nornen, Schicksalsgöttinnen) von ihrem tödlichen Wirken abzuhalten. Und selbst das Schicksal mußte ihr gehorchen, weshalb die Einwohner, nur wenn wirklich etwas unwiederbringlich verloren war, das Sprichwort kannten: „Selbst die weise Kazi bringt es nicht wieder zurück“. Als sie starb, legten die Bewohner des Landes ihrer Herrin zu Ehren einen besonders stattlichen Grabhügel an, der noch heute am Ufer der Mies, am Wege, der über den Osseca in den Bezirk Bechin führt, zu erkennen ist.

Tetka (Teta), die zweitgeborene Tochter war eine Frau von scharfer Intelligenz. Zwar blieb sie unverheiratet, verdiente aber das gleiche Lob wie ihre Schwester. Sie erbaute sich die nach ihr benannte Burg Tethin, die auf dem Gipfel eines zum Fluß hin steil abfallenden Felsmassivs uneinnehmbar stand. Diese Frau lehrte das sehr einfältige Volk, die Oreaden, die Driaden und Anadriaden (Nymphen) zu verehren und anzubeten. Sie führte häretische Lehren und blasphemische Brauchtümer ein. Noch heute gibt es viele Bauern, die wie die Heiden sind, wobei der eine Wasser oder Feuer, der andere Haine, Bäume und Steine anbetet, dieser auf Bergen oder Hügeln opfert, jener selbst gefertigten, tauben und stummen Götzen Verehrung erweiset, um Schutz für sich und seine Heimat zu bitten.

Die dritte und jüngste Tochter hieß Libussa und war noch weiser als die anderen. Sie erbaute sich eine sehr mächtige Befestigung in der Nähe des Waldes, der in die Richtung des Bezirkes Stibrcne weist, und gab ihr den Namen Libosin. Sie war eine geradezu bewundernswürdige Frau, erteilte weise Ratschläge, argumentierte luzide, lebte enthaltsam und sittlich einwandfrei, übervorteilte in Rechtsstreitigkeiten niemanden, war gegen alle freundlich und liebenswürdig, eine wahre Zierde des weiblichen Geschlechtes, die die Geschäfte der Männer souverän handhabte. Weil aber niemand vollkommen ist, - typisch menschlich -, war diese großartige Frau eine Wahrsagerin. Nach dem Tode ihres Vaters wurde sie mit Zustimmung aller zur Richterin gewählt, da sie dem Volke die Zukunft häufig zutreffend vorhergesagt hatte<.

 

Fürst Krok und seine drei Töchter

 

Es wird dann weiter berichtet, wie Libussa einen Bauern namens Premisl oder Premysl (der Name soll lateinisch sein und „ausdenken, ausklügeln“ bedeuten) in Stadice nahe Aussig an der Elbe mithilfe eines weißen Rosses findet und als Ehemann erwählt (um 695) und die Premysliden-Dynastie begründet. Die Namensgleichheit mit dem Namen der Kastellanei Przemysl des Daglinger-Reiches in der heutigen gleichnamigen Stadt weist hin auf die möglichen verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem mit den Daglingern aus ihrer norwegischen Heimat gekommenen Gefolgsmann.Premysl oder Przemysl stammte also aus dem Wikingergeschlecht der Daglinger (Nachkommen Dags, Dag ist der Gott Baldur). Der Czeche Kramar fand 1901 heraus, daß Krok, Kazi, Teta und Libusa nicht aus der Czechei stammen (B. Bretholz 1980, S. 9, Anm.). Krok ist wohl mit dem nordgermanischen Krak in Verbindung zu bringen und Premizl entspricht althochdeutsch Primis-law oder germanisch Pramysil (Schröcke 2000, S. 201f). Nach der Sage begründete Libussa die Stadt Parhag (Prag), und zwar den links der Moldau gelegenen Teil. Premysl soll nach einer Sage als Hauptgott Pluto verehrt haben. Vinzenz Kadlubek (Godlobus), Bischof von Krakau (1160-1223) überlieferte die Sage von Vanda, der Ahnherrin der Vandalii. Forscher haben diese Vanda mit Libussa identifiziert, so daß man hier auch die Sagen von Vanda mit heranziehen kann.

In der älteren Fasung der Geschichte wird Böhmen von einer Seuche heimgesucht, und die Wahrsagerin (der Name wird noch nicht genannt) findet den Pflüger Premisl. Durch ihre Vermählung  und die Gründung von Parhag wird das Land von der Seuche erlöst.

Diese ältere Fassung findet sich in der „Christianslegende“ vom Ende des 10. Jh., außerdem gibt es viele Sagen von Libussa und ihrer Verwandtschaft.

Man hat vermutet, daß als Vorlage für Krok oder Krak der Herrscher Samo (um 600 bis um 658/659), ein Franke aus Sononago (entweder „Sens“, „Soignies“ oder der „Saalegau“), gedient hatte. In der Sage wird er als gotischer König bezeichnet, und ihm wird auch die Gründung der deutschen Stadt Krakau zugeschrieben. Er war ein Sohn des „Hled“ (= Held) und seine Gemahlin war die schöne Niwa (Niia), die als Erd- oder Totengöttin gedeutet wird. Auch gibt es viele Orte, wo man seine Burg lokalisierte. Nach den älteren Überlieferungen lag seine Burg in der Gemeinde Zbecno im Bezirk Rakovník, später wurde ihm die Gründung der Burgen Budec im Bezirk Kladno und Vyšehrad in Prag zugeschrieben.

Libussa (die Liebende“ oder „Liebliche“, mhd. liob = Liebe) die Wahrsagerin und Richterin soll im Jahre 735 gestorben sein, ihre Burg Libušín liegt im gleichnamigen Ort in der Region Stredoceský kraj, vier Kilometer nordwestlich der Bezirksstadt Kladno. Sie wurde gegen Ende des 9. Jh. gebaut oder ausgebaut, doch lebten bereits im 6. und 7. Jh. hier Menschen. Die Befestigung mit einer Kirche des hl. Georg ist noch vorhanden.

Tetka, Lethka oder Teta („Muhme“), die Priesterin, verehrte nach der Sage auf dem obersten Gipfel des Pohled, einem Berge im Westen von Tetin, die Erdgöttin Klimba durch Opfer. Als Tetka im Jahre 756 starb, wurde ein großer Stein zu ihrem Grabhügel geschafft auf dem ihr Gatte neun Tage lang Totenopfer brennen ließ, und es wurde das Beste und Köstlichste der Göttin Klimba geweiht und verbrannt. Cosmas hingegen schreibt, daß sie unvermählt gewesen ist. Ihre Burg war die Höhenburg von Tetín (Bezirk Beroun, 40 km südwestlich von Prag) und stammt aus dem 9. Jh., sie war ursprünglich etwa 10 ha groß, erhalten sind noch Reste der Wälle in einer Länge von etwa 400 Metern. Der Tempel der Tetka kann an der Stelle gestanden haben, wo sich seit dem 10. Jh. eine Kirche befindet, die dem hl. Michael geweiht ist.

Kazi, Kassa oder Kascha („Herrscherin“, kazati = befehlen), die Heilerin, ist unsere direkte Vorfahrin, sie bewohnte die Burg Kazin. Die Sage berichtet,  daß einst ein junger mächtiger Wladyke, das ist ein „freier Insasse“ (aus den Wladyken entstand der niedere böhmische Adel) namens Biwog, der Sohn Sodiwoy, auf den Berg Kazin stieg und einen wilden Eber lebend bei den Ohren ergriff; er warf ihn über die Schulter und trug das zappelnde Tier auf die Burg Libin (nach anderen: Auf den Wyssehrad in Parhag), wo Fürst Premisl und Fürstin Libussa herrschten, und Kazi gerade zu Besuch war. Durch dieses Beispiel seiner Stärke und seines Mutes gewann er die Liebe von Libussas Schwester, der schönen Kazi (Kassa), die er im Jahre 716 zur Frau nahm. Von Libussa erhielt er zur Belohnung einen goldenen Gürtel. Rodislaw („ruhmreicher Nachkomme, Edelgeborener“) war sein und Kazis Sohn.

 

Ritter Biwog

 

Premisl gestattete seinem Neffen Rodislaw den Bau einer Burg auf einem Basaltberg mit Namen „Ronberg“ oder „Rodberg“, die Burg wurde daher „Ronburg“ genannt, sein Roß hieß „Rodow“. Das geschah im 8. Jh. Es gab aber zwei Ronburgen, eine ältere (im Böhmischen Mittelgebirge, entlang der Straße nach Glatz und entlang der Mettau) und eine jüngere. Die ältere Burg Ronau wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts durch die Linie von Sittaw (Zittau) aus dem Geschlecht der Hronovice errichtet. Die erste schriftliche Erwähnung der älteren Burg stammt von 1262 und weist „Conrad de Rhonawe“ als Burggrafen aus. Die Reste der jüngeren Ronburg (Ronow) befinden sich bei Drum in Nordböhmen, man sieht den Basaltberg, wenn man von Neugarten (Zahradky) Richtung Auscha (Ustek) fährt. Die Straße von Hohlen (Holany) über Litnitz nach Bleiswedel (Blizevedly) führt nahe an den 552 Mtr. hohen Berg mit den Restmauern der Burg. Die Mauern sind noch bis zu 10 Mtr. hoch und 2 Mtr. breit, auch der Bergfried an der Nordostecke ist noch etwa 10 Mtr. hoch und relativ gut erhalten. Auch Fundamente zweier weiterer Türme sind zu finden, der Palas aber auf der Bergspitze ist nicht mehr vorhanden. Der Name der Burg stammt vom mittelhochdeutschen rone, „Baumstamm“ ab; zwei derartige Baumstämme finden sich daher in unserem ersten Wappen, bevor später das Wappen mit dem Löwen verliehen wurde. Die Baumstämme wurden aber in das freiherrliche Wappen wieder aufgenommen um den Ursprung aus dem Stamme der Hronovice (Ronowern, Ronovci, Ronbergern) anzuzeigen.

Forscher vermuten hinter den drei Schwestern auch heidnische Göttinnen, die hier als Vorzeitzauberinnen in die Sage eingingen.

 

 

Der Stamm der Hronower und Berka

Der Ritter Berka von Hronow (aus dem Stamme der Hronower) erhielt im Jahre 1004 vom Kaiser Heinrich II. ein Wappen, welches zwei 5-zackige schwarze Eichenstämme in der Form eines Andreaskreuzes auf goldenem Grund zeigt. Als Helmzier erscheint eine Adlerschwinge, die ebenfalls die beiden Baumstämme enthält. So wurde Berka von Hronow zum Stammvater der Freiherrn Berka, von denen sich später die Nachods abzweigen.

 

 

Ferdinand B. Mikovec schrieb in seinen „Malerisch-historische Skizzen aus Böhmen“ von  1860:

>Der drittbedeutendste Magnatenstamm in Böhmen waren die Enkel des Hron, die Hronowei, die zwei in der Form eines Andreaskreuzes übereinandergelegten knorrigen Eichenäste im Wappen. Die Brüder Nacerat und Smil sind die ersten Glieder dieses Stammes, über welche wir vom Jahre 1188 urkundliche Nachrichten haben. Von Smil stammten die Herren von Lipa, die Berka von Dub, die von Ronow, von Lichtenburg, von Zleb, von Pirkstein, von Wiesenburg, von Friedland, von Libesic und andere Zweige, welche sämtlich ausgestorben sind, bis auf das in Sachsen lebende Grafenhaus von Ronow. Nacerats Nachkommen aber, die Herren von Náchod, zweigten sich bald ganz vom Hauptstamm ab und nahmen sogar ein anderes Wappen an: einen aufrechten schwarzen Löwen im goldenen Felde. Nacerats Sohn Pakoslaw (1239) führte den Beinamen der Große, Pakoslaws Söhne hießen Nacerat und Hron, jener von Berca, dieser (seit 1263) von Náchod genannt<.

Die Namen einiger Zweige des Geschlechts der Hronovice scheinen Baumnamen zu sein und somit einfach die Zweige zu bezeichnen. Schon Rone bedeutet ja Baumstamm, Berka ist die Birke und Duba die Eiche.

 

Freiherren v. Nachod

Hron Berka von Nachod

 

In der Reimchronik des Dalimil von 1310 heißt es über den Herrn v. Ronov: 

Vnd ir zcartin vrowen
Irn raub mochtin schowen.
Ein iclichir sol fruntlich geborn,
Daz man noch hundert iarn
Sin bestes ret an nit
Nu vnd czu allir zcit.
Kanual gar weit
Waz der beste in dem strit.
 Er furt an dem schild ronn.

Do gwan Ronow den nom.
Ez zcimpt wol zcu horn,
Wy daz geslecht ist geborn,
Vnd wy ez mit nomen
 Von erst ist vf komen.
 

Seit im 12. Jh. der Stammsitz, die nordböhmische Stadt Nahod bzw. Nachod erworben wurde, führen die Nachkommen den Namen von Nachod bzw. von Nahod. Hier errichteten sie eine Burg, die später mehrfach umgebaut wurde (siehe Bild). 

 

Der Chronist Hagecius erzählt (S. 155), daß einer dieses Geschlechtes, nämlich Budiwoy, Hrons Sohn im Jahre 1106 dem Swatopluck Herzog in Mähren in einer wohlgesetzten Rede abgeraten hatte, einen Krieg gegen die Böhmen anzufangen, was der Herzog daher auch nicht tat. Hagecius schreibt auch (S. 251), daß ein Nachkomme Budiwoys, Hron von Nachod (1241-1289), dem König Ottokar nebst anderen auf das Konzil zu Lyon in Frankreich gesendet worden war. Hrons Rat war dort unter allen Teilnehmern so beliebt, daß der Kaiser ihn hieß, des Königs von Böhmen Stuhl einzunehmen und ihn reichlich beschenkte, auch sein Wappen änderte. Das Wappen der Ronovci hatte auf goldenem Grund zwei gekreuzte Stangenleitern (ursprünglich ein Baumstamm mit Wurzeln), auf dem gekrönten Helm goldene Flüge mit dem Bild des Schildes oder goldene und schwarze Federn. Nun erhielt Hron das neue Wappen. Dalimil berichtet darüber (Kap. 88): 

Ein romischer wart erwelt
Dar vm der konig sant,
Di herren vz dem lant,
Daz si wern by der kur,
Biz si zcu mal virfur
Hromum von Nachod
Smilem Swidilczensem dort
Vnd her Gallin von der Gabel
Der bemisch heizsit Habel.
Hron der waz der greisist
Vnd in dem rat der wist,
Da von im do wart
Vom romischen vf der vart
Ein swarzir lebe gegebin
In golde vil ebin.
Habel in geiteltin gwan,
Ouch den lebin do von dan
Vnd her Smil mit den stechin
 Gwan ein rotin karpen.
 

Der König ist der römisch-deutsche Kaiser Konrad IV. (1250-1254), welchen Hron von Nachod als böhmischer Abgeordneter bei der Kaiserwahl 1250 unterstützte. Aber Hron war wohl auch schon 1247 böhmischer Gesandter zur deutschen Königswahl Wilhelm von Hollands (1247-1256), den er 1247 gewählt hatte.

Die Familie bezog sich auf die Abstammung aus dem Geschlecht der Hronovice, wie auch die Verwendung des Vornamens Hron belegt. Der Name v. Nacerat (1184 als Nathseraz erwähnt) kann verschieden gedeutet werden. Er kommt auch in der Schreibweise Nacherat und Nathseraz vor und könnte eine ältere Schreibweise von Nachod darstellen. In böhmischer Übersetzung soll er der mit dem Kampf beginnt bedeuten, doch kann der Name auch nach einem Kreuzzug entstanden sein, wobei „Nacerat“ entweder die biblische Stadt „Nazareth“ ist, oder vom Arabischen Sieger, Gewinner stammt. Der Name wurde auch als Vorname verwendet. Pakozlav (Pakoslaus) wurde 1239 erwähnt, er hatte zwei Söhne, Hron(o), der 1250 die Burg Nachod (die nach einigen schon im 10. Jh. bestand) ausbaute und den Löwen im Wappen erhalten hatte, sowie Nacerat/Nacherat, der 1241 erwähnt wird.

Das Wappen, welches Hron damals erhielt, ist auf der Startseite zu sehen. Es ist das Stammwappen, das freiherrliche Wappen ist unten zu sehen.

Die Gegend von Nachod (nämlich Dobenina) wurde erstmals in der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag erwähnt, der sie als „Tor zu Polen“ bezeichnete, als Fürst Wratislav II. hier einen Landtag veranstalte, bevor er einen Kriegszug nach Polen begann. (Buch II, Kap. 23):

>Man kam zu den befestigten Plätzen, die auf dem Wege in Richtung Polen lagen, und der Herzog ließ das Volk und die Großen an einen Platz namens Dobenina kommen.<

Um das Territorium und den alten Handelsweg von Prag über Nachod und den Glatzer Kessel nach Polen zu schützen, ließ Ritter Hron(o), der Sohn des Pakoslaus aus dem Geschlecht v. Nacerat um 1250 eine Grenzburg an diesem strategisch wichtigen Platz errichten bzw. eine schon vorhandene Befestigung ausbauen, wo zuvor nur eine altertümliche Kirche Johannes des Täufers gestanden hatte. Vermutlich gründete er gleichzeitig die Stadt Nachod, die erstmals am 9. 8. 1254 (bzw. 3. 11. 1260) in einer in Politz ausgestellten Urkunde erwähnt wird. Mit ihr wurden die Grenzen zwischen den Besitzungen der Herrschaft Nachod und dem Politzer Benediktinerkloster festgelegt. Vertragspartner waren der Brevnover Abt Martin und Hron, der hier erstmals mit dem Prädikat „von Nachod“ (Gron de Nachod) bezeichnet wird, sowie sein Bruder Nacerat (Nacherat, erwähnt 1241). Hron(o) hatte zwei Söhne, Jesek (Johann) und Hron, der 1321 erwähnt wird. Jesek hatte wiederum einen Sohn Jesek. Schon 1252 wird Witek de Nacherat erwähnt, 1272 lautet sein Name Witigo de Natscharad, außerdem wird ein Friedrich Nacerat erwähnt.

1270 ließ Hron Berka Herr v. Nachod die Stadt mit Mauern und Gräben befestigen. Hron v. Nachod starb 1289. 1291 ist Lev (Löw) Hron v. Nachod Herr auf Nachod. Er zog gegen Ungarn in den Krieg und kam erfolgreich wieder zurück. Im Jahre 1316 wurde das Stammschloß in Nachod abgegeben und gelangte in den Besitz anderer Geschlechter. Nach einer Darstellung wurde die Burg Nachod 1325 gegen Kosteletz getauscht und ein Familienzweig nannte sich von Nachod und Kostelecz oder von Kosteletz und Náchod. Dieser Zweig soll im 15. Jh. erloschen sein. Jaroslaus I. Borzita v. Nazicz und Oticz, Burggraf v. Prag (erwähnt 1322) vermählte sich in 2. Ehe mit Ludomilla Freiin von Nachod, Tochter des Hroni Baron von Nachod. Vier Kinder werden erwähnt (Melchor Friedrich v. Stosch, Genealogia des Hoch-Gräflich Freyherrlich- und Hoch-Adelichen Geschlechts ... , Breslau, Leipzig 1736, Bd. 1, S.34). 1338 war das Geschlecht auch im Besitze des Dorfes Brzeznik im Znaimer Kreise (mährischer Bezirk Trebitsch), von dem auch der Beiname „Brzezniczky“ stammte. Der Ort war bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts Sitz der Familie v. Brezník, danach erwarben die Brüder Hron und Matthäus v. Nachod den Besitz. 1338 bestiftet Jan Jessek v. Nachod die Kirche zu Brzeznik, die seit dem Kumaneneinfall von 1304 beschädigt war. Ihre Wiederherstellung und der Umbau begann im selben Jahre. 1349 ist er auf Brzeznik. Er besaß auch mit seinen Brüdern Matthäus und Hron das Dorf Kunka. Matthäus ist 1341 auf Brzeznik, 1348 auf Petrowitz. Seine erste Gemahlin ist Bolka (1348). 1352 schenkt er seiner zweiten Gemahlin Anna (1353, 1368) das Dorf Petrowitz auf der Herrschaft Rossitz, Letowitz und Netelititz. Jessek besitzt auch die Herrschaft Kuroslep und Skurochleby. Jessek v. Breznik und Nachod verkaufte 1360 einen Teil von Breznik an den Besitzer der Burgherrschaft Lamberk, Jaroslav v. Kninich. Jessek v. Nachod mußte um 1325 Nachod mit dem böhmischen König Johann von Böhmen gegen Kostelecz nad Czernymi Lesy tauschen. Lew v. Nachod auf Krawihora 1379 – 1406 und Brzeznik. Seine Gemahlin ist Klara (1410). Seine Schwester Jitka vermählt sich mit Jimram v. Ujezda, nach dessen Tod 1415 übernimmt sie Ujezd. Margarethe Brzezniczky v. Nachod, Witwe nach Jaroslav v. Langenberg, schenkt 1385 ihr ganzes Wittum zu Brzeznik ihren Söhnen. Margarethe v. Brzeznik, Witwe nach Hynek v. Otradicz, hatte einen Sohn Arkleb, dem sie 1390 einen Teil ihres Wittums in Brzeznik überließ. Sie nahm 1409 die Söhne ihrer Tochter Offka auf ihr Wittum in Brzeznik auf. Offka 1420 in Sebranitz. Heinrich v. Nachod v. Brzezniczky auf Krawihora schenkt 1407 dem Lew einige Lehen zu Brzeznik. Seine Schwester Jitka 1355, 1369 auf Brzeznik. Heinrich starb vor 1437 oder 1446, er weist 1415 seiner Gemahlin Anna geb. v. Slezan 50 Mark in Brzeznik an (1417, 1446). Anna v. Nachod auf Brzeznik nimmt 1437 ihren zweiten Gemahl Ulrich v. Hostakow (1437) und ihren Sohn Matthias in Brzeznik auf. Matthias, genannt Sicilianus, besitzt 1447 Mlatkow, Hroznetin, 1466 Puczow, Burg Lamberg und Kuroslep. Er war vermählt mit Margarethe v. Kokor und starb nach 1492. Johann v. Nachod auf Krawihorn (1398). Elisabeth v. Nachod (1410, gest. 1494) verkauft 1437 Gülten zu Brzeznik, sie heiratet Bernhard v. Klokoc, welcher 1437 stirbt. Ihre Schwester Dorothea v. Nachod (gest. 1494) heiratet 1447 Jaroslav v. Selenberka. Heinrich auf Brzeznik 1480 und Puczow 1496, vermählt mit Elisabeth v. Robusic oder Ludmilla v. Rziczan, Tochter des Marquard Talafaus v. Rziczan. Heinrichs einer Bruder Brikci Brzezniczky v. Nachod 1490 in Puczow, vermählt mit Elisabeth v. Miroslawe, gest. 1496. Heinrichs anderer Bruder Ulrich v. Nachod auf Dunajowicz, Zeletitz und Krzipicz (gest. 1532), seine Gemahlin Anna v. Taikowicz, 1498. Ihr Sohn Heinrich, Freiherr v. Nachod auf Zeleticz und Krzipicz (geb. 1497, gest. 1551), ihr Enkel Friedrich auf Dunajowicz und Zieroticz (geb. 1529), 1532. Die Vettern Heinrich (1497 – 1551) und Johann (gest. 13. 4. 1557) verwenden wieder den Freiherrentitel und das um das Ronover Stammwappen entsprechend erweiterte Wappen. 1549 verkaufte Heinrich Brezniczky v. Nachod die von seinem Vater ererbte Burg Lamberk als auch die mütterlichen Güter an Vaclav Hodichky v. Hoditz. 1555 bemächtigte sich Bohunek v. Leipa der Brezniker Güter. Friedrich Brzezniczky v. Nachod war 1566 Einnehmer der Krönungssteuer im Brünner Kreise. Brzeznik und Burg Lamberg waren im Besitze der Familie bis 1548. Friedrich vermählte sich um 1554 mit Anna, der Tochter des Puta v. Ludanicz und der Johanna v. Zierotin, welche Ehe kinderlos blieb. Zum zweiten Male vermählte er sich um 1556 mit Margaretha v. Zwole und Goldstein; aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, Johann auf Zierotitz und Gottlob Jaroslaw; mit seiner dritten Gemahlin Anna Czernohorsky v. Boskowicz, Witwe nach Ulrich, Freiherr v. Kaunitz, hatte er einen Sohn Heinrich (Hinco, Hynek, siehe Bild unten). Johann auf Zieroticz vermählte sich im Jahre 1581 mit Sibylla v. Wartenberg (gest. 1592, Tochter des Adam Freiherren v. Wartenberg auf Zwirzeticz und dessen zweiter Gemahlin Sibylla Gräfin v. Schlik zu Bassano und Weißkirchen), aus welcher Ehe die Söhne Friedrich, Adam und Peter Wok hervorgingen. Adam Lutschack v. Nachod war vermählt mit Eusebia, Freiin Sezima v. Austj (wiedervermählt mit Leo Wilhelm Graf v. Kaunitz, gest. 1655), die Ehe blieb kinderlos. Im Jahre 1622 wurde Adam Lutschack v. Nachod das Königreich Böhmen verboten. Peter Wok auf Boskowstein, kaiserlicher Rittmeister, verstarb ledig.

 

Bild: Stammbuch Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz, Eintrag von 1596 (Cod. pal. germ. 120, Bl. 178v und 179r, Bibliothek Heidelberg). Text links: Bohuchwal Jaroslaw Herr von Nac(hod). Hab Dirß zu unthenigster gedechtig geschrieben zu Amberg den 17 Tag Mart(i) Anno ut supra
Rechts: Haeres Virtutis Nobilitas. Hinco Baro a Nachod.
(Hinco ist der jüngere Halbbruder des Bohuchwal und immatrikulierte 1596 an der Universität Heidelberg, wie schon sein Bruder 10 Jahre zuvor. Der Bohuchwal hat dem Hinco dieses Bild gewidmet; es stellt also den Hinco dar.).

 

Gottlob Jaroslaw Baro de Nachod studierte 1592 in Padua, er war Mundschenk des Erzherzogs Matthias, königlich böhmischer Kammermeister (gest. vor 1615). Er heiratete Marianne, Freiin v. Rziczan, geb. v. Przedborz (verw. Freiherr Wlach auf Studenecz und Libicz), Tochter des Johann, Ritter v. Przedborz und der Katharina Amcha v. Borownicz (nach dem Tode Gottlob Jaroslaws wiedervermählt mit Georg Adam Freiherr v. Ruppau auf Studenecz). Kinder von Gottlob und Marianne: Friedrich Leo, geb. 1603, verstarb jung, sowie Eleonore Marie, vermählt mit Johann Peter Ritter v. Dobrzenicz.

Wappen der Barone v. Na(c)hod(yl)
 

Heinrichs Sohn mit Ludmilla v. Rziczan (oder Elisabeth v. Robusic) war Johann, Freiherr v. Nachod auf Genissow, gest. 13. 4. 1557. Aus seiner Ehe mit Katharina v. Zastrzizl (?) stammt Heinrich, 1542 auf Krzepitz, auf Genissow, 1584 auf Lissitz und Tuleschitz, Czermakowicz und Ober-Kaunitz (gest. 1. 12. 1592), vermählt mit Ludmilla Hrubcziczky v. Pohnanj. Er hatte einen Sohn Hron, dessen Ehe mit Dorothea v. Drnowicz kinderlos blieb. Lissitz kam daher an den anderen Sohn Heinrichs, Georg v. Nachod (geb. 1579, gest. 1634), der es bis 1634 besaß. Georg erscheint bereits 1614 als Graf von Nachodt im Verzeichnis der Kämmerer Kaiser Ferdinands II. (Kämmereralmanach, Wien 1903, S. 61), er war 1618 Kämmerer und Oberster, kaiserlicher Konfiskationskommissär, Oberst-Landrichter im Markgrafentum Mähren, bei Ferdinand II., damals König von Böhmen und nacherigem römischen Kaiser, und begleitete denselben zur römischen Königswahl nach Frankfurt am Main und 1622 zum Reichstag nach Regensburg. Georg Graf v. Nachod war zuerst mit Helene Freiin v. Zierotin (Tochter des Karl Freiherrn v. Zierotin, Landeshauptmann von Mähren und dessen zweiter Gemahlin Elisa Freiin Kragirz v. Kraig), dann mit Renata Maria Freiin v. Breiner (Breunner) zu Staatz vermählt (Tochter des Hans Breiner, Edler Herr zu Staatz, Freiherr zu Stübing, Fladnitz und Rabenstein, kaiserlicher Kämmerer und Feldzeugmeister, sowie dessen erster Gemahlin Elisabeth Konstanze Freiin v. Harrach). Aus erster Ehe stammen die Kinder Leopold (verstarb jung), Heinrich (verstarb jung) und Ferdinand Leopold. Eine Tochter, Maria Cäcilia Renate, heiratete 1650 Ferdinand Wilhelm Graf Slawata v. Chum und Koschumberg, 3. Regierer des Hauses Neuhaus usw., sie starb 1673.

Georg Graf v. Nachod hinterließ Lissitz seinem Sohne Ferdinand Leopold. Am 2. 1. 1657 wurde diesem als Ferdinand Leopold Grafen v. Nachod und Lichtenburg, Freiherr v. Kolumberg, k. k. Kämmerer und Rittmeister, das Prädikat ,,Hoch- und Wohlgeboren'' (Grafenstand) verliehen (Saal-Bücher im Adelsarchiv Wien, Pagina 657, Böhm. Inkolat. 17. 8. 1655). Er war zuerst mit Theresia Annunziata Franziska Gräfin v. Gallas zum Schloß Campo und Freyenthurn vermählt (Tochter des kaiserlichen Generals Matthias Graf v. Gallas), in zweiter Ehe heiratete er Elisabeth Gräfin Szunyog (Suinogin) de Budietin (Tochter des Johann Graf Szunyog v. Budietin auf Bielitz und dessen erster Gemahlin Salome Elisabeth Freiin v. Promnitz) der einzige Sohn aus der zweiten Ehe, Leopold Franz Gottlieb (Gottfried) starb 1663 vor seinem Vater und dieser war der letzte Nachkomme der gräflichen Linie. Er besaß auch 1648–1672 Kunstadt und seine zweite Frau Maria Elisabeth v. Nahod, 1666 –1668 Lettowitz. Sie starb 1685 zu Göß.

Das Rittergut Luka an der Iglau in der Gemeinde Wotyn (Wotzin, Otin) führte 1656 und 1679 Wawra (Laurentius), und im Rittergut Trebic (Gemeinde Kamenicka), wirtschafteten 1656 Jan (Johannes) und 1678 Jira (Georg). 

In der Zeit zu Ende des 16. Jh. taucht die Schreibweise des Namens Nahod häufiger auf, zwischen dem Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. wurde die Schreibweise des Namens durch Hinzufügung der Endung „-yl erneut verändert: Nahodyl. Diese Endung ist Verkleinerungsform (Nahodyl = kleiner Nahod, Sohn Nahods) wie das deutsche -el (etwa in Kindel = kleines Kind). Vermutlich erfolgte dies aus dem Grund einer Czechisierung des Namens.

Der Name wurde in einer anderen Linie im 16. Jh. gleichfalls umgebildet, aus „z Nachoda“ wurde „Nachodski“, die aber ein anderes Wappen führen. 1887 wird in der Literatur die Vermählung der Bozena Nachodsky v. Neudorf mit Johann Trauenberg auf Kbell in Böhmen (Brünn) erwähnt.

Darstellung der älteren Geschichte bei Wikipedia
Anmerkung: Wikipedia behandelt nur die erloschene Linie der Grafen von Nachod und nicht die noch bestehenden Linien der Freiherren.

Ältere Genealogie

 

Zu einer alten Chronik über unsere Familie.