Familienverband NAHODYL
Familienverband NAHODYL

 

 


Alle Familienzweige des Geschlechts haben ihre ältesten Ursprünge im Gebiet des heutigen Böhmen und Mähren. Um die genaue Stammeszugehörigkeit der Sippe zu verdeutlichen, folgt hier ein kurzer Abriß der frühen Geschichte Böhmens und Mährens.

Die ursprünglichen Einwohner Böhmens (Bojohaemum), die ihm auch den heutigen Namen gaben, waren die keltischen Bojer, von deren Einwanderung bereits Tacitus vor fast 2000 Jahren berichtete (Germania 28):

,,So haben sich zwischen dem hercynischen Walde, dem Rhein und Main die Helvetier, weiter ostwärts die Bojer niedergelassen, beides gallische Völker. Noch ist der Name Bohemen vorhanden und erinnert an die alte Geschichte des Landes, obgleich die Bewohner gewechselt haben''.

Nach einer von Titus Livius überlieferten Sage der Druiden (Hist. Rom. V, 34) soll die Einwanderung der Bojer etwa im Jahre 600 v. u. Zt., als Galliens Oberkönig Ambigat wegen der drohenden Überbevölkerung seine Neffen Sigoves und Belloves nach Osten und Süden wies, geschehen sein. Nach Cosmas von Prag (Chronica Boemorum I, 2) hatten der Stamm der Bojer und das Land Böhmen ihren Namen von dem Urvater Boemus:

,,Welchen geeigneteren und besseren Namen als Böhmen könnten wir finden, da du, unser Vater, Boemus heißt. Darauf küßte der Älteste, bewegt und erfreut über die Worte der Seinen, den Boden, der nach seinem Namen benannt werden sollte''.

Vor der Einwanderung der keltischen Bojer soll das Land menschenleer gewesen sein. Die Bojer in Böhmen widerstanden den Cimbern, wichen aber um 60 v. u. Zt. den Sueben; ein Teil der Bojer schloß sich nun den Helvetiern an und wurde von Caesar in Gallien (zwischen Loire und Allier) angesiedelt, der andere Teil saß östlich von Noricum und wurde um 40 v. u. Zt. von den Goten vernichtet. Ab dem Jahre 12 v. u. Zt. drangen von Norden unter König Marbod die germanischen Markomannen (,,Grenzland-, Waldbewohner'') vor, die zum Stammesverband der Sueben gehörten. 

In Mähren, welches nach dem Fluß March (Morawa, Moraha, Name der Muttergöttin), benannt ist, siedelten die verbündeten germanischen Quaden (kwaad, = ,,böse, häßlich, verderbt'', eine abwertende Gruppenbezeichnung), die man auch als Morawer oder Marahanen bezeichnete. Die Markomannen saßen ursprünglich an der Oder, im Nordosten siedelte der Wendenstamm der Silinger, nach dem auch Schlesien benannt ist. Die Vandalii-Wenden beziehen sich auf den Sohn des Gottes Mannus, Vandilio, sie kommen nach einer Theorie ursprünglich aus Schweden (Landschaft Vendel), von wo sie nach Dänemark zogen. Noch heute heißt die Landschaft im Norden von Dänemark ,,Vendsyssel'' (,,Wendensitz''). Von dort sind sie dann im Verlauf der Jahre bis nach Schlesien gewandert. 

Matthäus Merian schreibt in seiner Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (Frankfurt a. M. 1650):

,,Es eignen die alte und neue Scribenten das Mährenland / sowol als Böheim / Teutschland zu. Und beweiset Philippus Cluverius lib. 3 Germaniae Antiquae, cap. 30 
weitläufftig / daß Mähren eine sehr alte Teutsche Provintz / darinn vorzeiten die Quaden / so Schwaben gewesen / gewohnt haben; wiewol theil unrecht die Marcomanner / so in Böheim gesessen / hieher setzen''.

Ähnlich in "Beschreibung der ganzen Welt" 1656:

>Die Böhmen waren vor Zeiten keinem Gesetz verpflichtet, das sie zu Tugenden weisen sollte, weil der natürliche Verstand, nach dem sie ehrbar lebten, ihnen Gesetz genug war. Sie sind hoch von Leib, mit großem Bauch und gelben Haaren, dem Ehrgeiz unterworfen, ruhmredig, stolz, verachten andere Leute; ansonsten von den übrigen Deutschen nicht viel verschieden.<

Durch den Einfall der Hunnen (Avaren) im Jahre 375 wurden Winether und die Vandalii-Wenden von Schlesien nach Westen gedrückt, da sie vor den Hunnen flüchten mußten. In der Folge siedelten auch die Markomannen bis zum Anfang des 6. Jh. nach Bayern über. Die Vandalii-Wenden saßen also nunmehr in Böhmen und Mähren, sowie in Mitteldeutschland, waren in Böhmen und Mähren aber von den Avaren unterworfen.

Der Stammesname ,,Wandalen'' ist unwissenschaftliche Eindeutschung des lateinischen Vandalii. Dem lateinischen ,,Vandalii" entspricht das deutsche ,,Wenden", da sich ,,a'' und ,,e'' lautmäßig entsprechen. Es hat sich leider eingebürgert, die moderne, eingedeutschte Form ,,Wandalen" zu verwenden anstatt die korrekte deutsche Übersetzung ,,Wenden". Zusammen mit weiteren ostgermanischen Stämmen (Winether) werden die Vandalii-Wenden auch als ,,Slaven'' bezeichnet. Diese Bezeichnung ist eine junge Abschleifung des älteren ,,Sclaveni'', ,,Sklave, Unfreier'' (lat. sclavus aus griech. skylao, ,,ich mache Kriegsbeute''), welches für die noch nicht missionierten und daher für den Sklavenhandel zugelassenen Ostgermanen verwendet wurde. Der eigentliche Stammesname aber lautet ,,Wenden'' (bzw. lateinisch ,,Vandalii'') und Winether (Winuler).

Durch die Hunnen kamen also die Vandalii-Wenden in das Gebiet Böhmens und Mährens. Albert Crantz (gest. 1517) schreibt in seiner ,,Wandalia – oder Beschreibung Wendischer Geschicht'' in der Vorrede:

,,Diß habe ich zur anzeig, daß die Böhmen, Polen, Dalmatier und Histrier ein Volck seyen, welche die unsrigen Sclauen, die alten aber Wandalos geheissen''.

Der Chronist Adam von Bremen schrieb im 11. Jh. in seiner ,,Hamburgischen Kirchengeschichte'' über diese Stämme (II, 18):

,,Sclavanien also, eine sehr ausgedehnte Landschaft Germaniens, wird von den Winulern bewohnt, welche einst Wandalen hießen.''

Der böhmische Chronist Cosmas führt in seiner 1125 entstandenen Chronica Boem. (I. 1), über Böhmen aus: 

,,Wenn auch in jenem nördlichen Gebiet zwischen Don [der russische Fluß] und Okzident [der Westen Europas] allenthalben einzelne Gegenden einen besonderen Namen tragen, wird diese Region in ihrer Gesamtheit dennoch Germanien genannt''.

Und einige Jahrhunderte später schreibt N. Marschalk (gest. 1525) in den Annalium Herulorum ac Vandalorum (Annalen der Herulen und Wenden):

,,Sie, die Alanen, waren der Vandalen Nachbahrn, und gemeiniglich ihre Kriegs-Gefährten. Wie nun die Sclaven dieselbige überwunden und verjaget, haben sie deren Länder eingenommen, und werden anietzo Pohlen und Böhmen genennet, die sich einer, von den anderen Teutschen unterschiedenen Sprache, mit welcher sich auch das nechst angränzende Vandalische Volk beschmitzet, bedienen''.

Auch hier also werden die Vandalii als Einwohner von Polen und Böhmen bezeichnet, auf die unterschiedlichen Sprachen wird hingewiesen. Schon Bartholomeus Angelicus hatte 1240 von der gleichen Sprache der Vandalii, Böhmen und Polen berichtet:

,,Die Sclavi der Bohemi, Poloni, Matani und Vandali, Rutheni, Dalmata und Karinti sind sich in vielem ähnlich, z. B. in der Sprache und den Rechtsbräuchen.''

Als ein ursprünglich nordgermanischer Stamm sprachen die Wenden natürlich Germanisch bzw. Nordgermanisch. Diese Sprache war dem Althochdeutschen noch sehr ähnlich. Durch den Sitz der Wenden-Vandalii in in Schlesien ist sicher auch von einem weiteren, gotisch-ostgermanischen Einfluß auszugehen. In Folge der Missionierung durch die Ostkirche kam aber die liturgische Sprache der Ostkirche mit hinein, das Kirchenslawische. Diese Sprache mußte in Böhmen und Mähren erst eingeführt werden, die frühesten Zeugnisse stammen hier erst aus dem 13. Jh.

Viele Forscher gehen davon aus, daß die Wenden mit den ,,Wandalen" nicht identisch sind und konstruieren – von der Sprache ausgehend – ein ,,Volk der Slaven''. Statt der germanischen ,,Wandalen" sollen also slavische Wenden Anfang des 6. Jh. in Böhmen und Mähren eingewandert sein. Die Identität aber der Vandalii mit den Wenden ist durch die Quellen sehr gut bezeugt und wird wohl eher aus politischen Gründen (Panslavismus) in Frage gestellt.

Im Gefolge der Hunnen (Avaren) kamen auch Stammesangehörige der ehemaligen Zichen oder Zechen, die am Kaukasus gesessen hatten und vielleicht mit den Czerkessen stammverwandt waren, nach Böhmen. Von ihnen soll nach einer Theorie der Begriff ,,Czechen'' ("Tschechen") stammen; eine glagolitische Geheimgesellschaft ,,Zectechna“, die gegen den deutschen und den römischen Einfluß der Katholischen Kirche agierte, und deren Name sich später in ,,Czechna“ wandelte, war danach mit dafür verantwortlich, daß dieser fremde Stammesname später auf Böhmen und Mähren übertragen wurde. In der ,,Chronic Moissiac'' aus dem 9. Jh. findet sich aber schon die Bezeichnung ,,Cichu-Windones'', also ,,Tschechen-Wenden'' für die Einwohner Böhmens und Mährens. 

Die Legende in Dalimils böhmischer Reimchronik, Kap. 2, ein aus Kroatien oder Chrowatien (im Norden der Karpaten) stammender Kriegsfürst ,,Czech'', der wegen eines Mordes aus seiner Heimat fliehen mußte, habe die Reste der Bojer und Markomannen unterworfen und der ursprünglich von ihm und seinem Gefolge geführte Name ,,Czechen'' ging dann auf das ganze Volk und Land über, bezieht sich auf die Einwanderung dieser Gefolgsleute der Hunnen. Cech soll zuerst auf dem Berg Rip (St. Georgsberg, 30 km nördlich von Prag) Rast gehalten haben. In dieser Chronik aus dem Jahre 1310 wird klar gesagt, daß der Name der Tschechen aus dem Osten gekommen ist. 

Die Erzählung von drei Brüdern, Czech, Lech und Rus als Stammväter von Böhmen, Polen (Lechia) und Russen, die wir in jüngeren Chroniken (z. B. Vaclav Hajeks Chronik Böhmens, der Chronica Poloniae Maioris, oder der Chronicorum Regni Poloniae, siehe Bild) finden, ist hingegen eine Weiterbildung der germanischen Abstammungssage von den drei Söhnen des Rigr (Mannus), die die Stammväter der drei Stände wurden. In Wahrheit ist z. B. der Name ,,Russen'' von einer norwegischen Landschaft abgeleitet und durch die skandinavischen Einwanderer auf Rußland übertragen worden. 

Was der Name ,,Tschechen'' bzw. ,,Cech'' bedeutet, ist unklar. Weder die Ableitung von ,,clovek'' = Mensch, noch von der vermuteten thüringischen Göttin ,,Jecha'' (= jagen) oder von ,,Freude'' überzeugt. 

Die Vandalii-Wenden in Böhmen und Mähren erhoben sich unter dem Franken Samo im Jahre 623 gegen den Hunnenstamm der Avaren. 

Im Jahre 845 ließen sich 14 Häuptlinge in Regensburg taufen. Auf Ersuchen des mährischen Herzogs Rheinlieb/ Rastislav wurden 863 zwei Mönche, Cyrillos und Methodios, vom oströmischen Kaiser Michael III. nach Mähren gesandt, um das Gebiet für die Ostkirche des Oströmischen Reiches zu missionieren. Während die Romkirche in ihrem Einflußbereich das Latein verbreitete, versuchte die Ostkirche das Griechisch-Glagolitische zu verbreiten, um so die als heidnisch empfundene Sprachenvielfalt (Babel) durch eine religiöse Einheits- oder Gottessprache zu ersetzen. Cyrillos und Methodios erfanden unter Verwendung von griechischen Zeichen (die sich noch heute unverändert im Alphabet der Russen finden) eine neue Schrift im cyrillischen und glagolitischen Alphabet und verwendeten die altkirchenslavische Kunstsprache. Diese Sprache war mit ihren zahlreichen leisen Zischlauten als religiöse Sprache gebildet worden. Die tschechische Literatur beginnt erst in der Mitte des 13. Jh., angebliche Zeugnisse tschechischer früherer Dichtkunst, das ins 8. bis 9. Jh. gesetzte ,,Gericht Libuschas'' (Grüneberger Handschrift) und die ins 13. bis 14. Jh. gesetzten epischen und lyrischen Lieder der Königinhofer Handschrift sind als Fälschungen erkannt (Brockhaus-Lexikon). Eine slavische Literatur gab es zuvor nicht in Böhmen und Mähren, die Missionare Cyrillos und Methodios blieben trotz Unterstützung in Mähren ohne Erfolg. 

Im Jahre 936 töteten die Heiden den Missionar Wenzel (der Heilige), im Jahre 1093 zerstörte der Herzog Bretislav der Jüngere die heiligen Haine und verbot heidnische Riten. Mähren kam im Jahre 905 unter ungarische Herrschaft und blieb nun etwa ein Jahrhundert unter ungarischer Verwaltung, bis es um 1029 von Bretislav, dem Sohne des Herzogs Ulrich von Böhmen, erobert wurde. Seit 1034 bildete Mähren einen Teil des böhmischen Reiches. Unter Karl IV., römisch-deutschen Kaiser und böhmischen König aus dem Hause Luxemburg (1346 – 1378) wurden glagolitische Mönche aus Kroatien in die ursprüngliche Markomannensiedelung Parhag (Prag) berufen, die nun mit Eifer darangingen, lateinische und deutsche Texte ins Kirchenslavische zu übersetzen und so eine glagolitische Kunstliteratur zu schaffen. Erste Belege der altböhmischen (alttschechischen) Sprache sind religiöse Lieder und kurze Texte, sog. Glossen, aus dem 13. Jahrhundert. 

Auch Johann Hus (geb. um 1370) als Gegner der römisch-katholischen Reichskirche förderte die Kunstsprache und führte um 1400 eine am Prager Dialekt orientierte Schriftsprache ein. Hus knüpfte an die glagolitische Vorarbeit an, bediente sich der Metathesen (Buchstabenumstellungen) und führte in seinen religiösen Schriften die zwei diakritischen Zeichen hácek und cárka ein. Seine Verbrennung am 6. 7. 1415 führte in Böhmen zu Aufruhr und zu den bekannten Hussitenkriegen (1419 – 1436). 

Die ursprüngliche ostgermanische Sprache der Vandalii-Wenden und Winether wurde also ab dem 13. Jh. durch den massiven Einfluß der Kunstsprache des Kirchenslavischen zur slavischen Sprache Tschechisch (bzw. Böhmisch). Aber auch das Althochdeutsche wurde gesprochen, sei es nun als Überbleibsel des alten Wendischen oder durch den deutschen Einfluß aus späteren Zeiten. Noch im 17. Jh. wurde in Böhmen und Mähren überwiegend deutsch gesprochen, wie Matthäus Merian schreibt (Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae, Frankf. 1650): ,,Die Sprach ist gemischt / doch mehr Teutsch / als Slowakisch / oder Wendisch.''

Die Kunstsprache des Kirchenslavischen wurde unter Verwendung des Neugriechischen gebildet, und noch heute finden sich in den slavischen Sprachen daher zahllose Wörter mit griechischem Ursprung.